Secondhand in der IT

Warum sich nachhaltiges Handeln lohnt

Birgit Sikora - Foto: privat
Birgit Sikora - Foto: privat

13.01.2020

Ressourcen sparen, den ökologischen Fußabdruck verkleinern, Elektroschrott vermeiden - und gleichzeitig Menschen, die es am Arbeitsmarkt für gewöhnlich schwer haben, eine sinnvolle Aufgabe geben: Um die Win-win-Situation der AfB GmbH (Arbeit für Menschen mit Behinderung) vollständig zu beschreiben, reichen zwei „win“ nicht aus. Erst im Dezember wurde das Partnerunternehmen des IT-Clusters für das herausragende soziale und ökologische Engagement mit dem „Austrian-SDG-Award“ in der Wiener Hofburg ausgezeichnet. Birgit Sikora, zuständig für IT-Remarketing bei der AfB, erklärt im Interview, warum sich Corporate Social Responsibility lohnt, wie mit den sensiblen gespeicherten Daten auf IT-Geräten umgegangen wird und warum der Wirtschaftsstandort Oberösterreich für die AfB besonders attraktiv ist.

Kurz erklärt: Was macht die AfB?

Die AfB ist eine gemeinnützige GmbH, bei der Nachhaltigkeit – sowohl sozial als auch ökologisch – im Vordergrund steht. Wir beschäftigen uns mit der Wiederaufbereitung von gebrauchtem IT Equipment, das wir von Partnerfirmen bekommen, wir bereiten die Hardware auf, sorgen für die zertifizierte Löschung der Daten und verkaufen die Geräte danach weiter. Das erfolgt entweder in den AfB-Shops oder über unseren Onlineshop. Die Käufer haben mindestens ein Jahr Garantie auf die Ware. Wenn Geräte sich nicht für den Weiterverkauf eignen, weil sie zu alt oder defekt sind, dann nutzen wir die einzelnen Bestandteile als Ersatzteile und recyclen den Rest über zertifizierte Betriebe. Es gibt die AfB bereits seit 2004, mittlerweile sind wir in fünf europäischen Ländern ansässig.

 

Wie funktioniert die Aufbereitung der IT-Geräte bei der AfB?

Das Löschen der Daten erfolgt mittels zertifizierter Datenlöschsoftware. Sicherheit ist uns dabei unglaublich wichtig, deshalb gehen wir sehr sorgsam mit den Daten um. Alle Geräte, die noch Daten auf der Festplatte haben, werden in einem Sperrlager so lange gelagert, bis sie dann zur Datenlöschung gebracht werden. Zu dem Sperrlager haben nur gewisse Mitarbeiter Zugang  – nicht mal mich lässt man rein. Die Geräte, die wir von den Unternehmen zur Aufbereitung bekommen, sind meist High End Business Geräte, die man im Privatbereich noch gut verwenden kann. Wir wollen in Zukunft auch verstärkt mit Schulen zusammenarbeiten. Da trifft es sich gut, wenn wir eine große Stückzahl an gleichen Modellen von Unternehmen bekommen, die somit gleichwertig sind. Wir spielen das neueste Betriebssystem auf und die Geräte sind dann wieder voll einsatzfähig.

 

Warum ist es Ihnen wichtig, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen und ihnen diese verantwortungsvollen Tätigkeiten anzuvertrauen?

Das war von Anfang an die Vision unseres Gründers Paul Cvilak, der schon immer Wert auf Inklusion gelegt hat. Unser Ziel ist es in unseren Niederlassungen in Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich und der Slowakei für 500 beeinträchtige Menschen einen Arbeitsplatz zu schaffen. Wir beschäftigen derzeit knapp 400 Personen im Konzern (Deutschland, Österreich, Slowakei, Frankreich und der Schweiz) - rund die Hälfte mit Behinderung - und wollen noch weiterwachsen, sehr gerne auch in Oberösterreich.

Weiters bilden wir auch Lehrlinge in dieser zukunftsträchtigen Branche aus. Viele davon bleiben uns auch nach Abschluss im Betrieb erhalten. Das spricht dafür, dass es den Mitarbeitern bei AfB sehr gut gefällt. Jeder bei der AfB hat seine besonderen Stärken und wir achten darauf, dass unsere Mitarbeiter diese individuell einsetzen können. Natürlich brauchen wir vergleichsweise mehr Personal, weil nicht jeder 100 Prozent leisten kann, aber es funktioniert sehr gut.

 

Die AfB arbeitet bereits mit über 1000 Unternehmen, Banken, Versicherungen und öffentlichen Einrichtungen zusammen. Wie stolz sind Sie auf diesen Erfolg?

Das macht uns sehr stolz und zeigt auch, dass Nachhaltigkeit und soziales Bewusstsein an Relevanz gewinnen. Starke Partner wie Infineon, Henkel oder die Erste Bank Österreich befinden sich darunter. Es ist ein Zeichen der Zeit. In den Anfängen meiner beruflichen Laufbahn dachte man noch nicht darüber nach, was mit den IT-Geräten nach dem Gebrauch passiert. Mittlerweile hat man ja auch die Bilder aus Afrika von riesigen Müllhalden mit IT-Geräten vor Augen. So etwas wollen wir mit aller Kraft verhindern. Unser Ziel ist es, dass die gesamte Wertschöpfungskette in Österreich bleibt. Jedes Partnerunternehmen bekommt übrigens einmal im Jahr ein Zertifikat, aus dem hervorgeht, wie viel Ressourcen er durch das Refurbishing gespart hat, welche Auswirkungen das auf den ökologischen Fußabdruck hat und dass er beispielsweise dadurch zwei Mitarbeitern mit Beeinträchtigung einen sicheren Arbeitsplatz verschafft hat. Diese CSR Urkunde kann auch beim Nachhaltigkeitsbericht berücksichtigt werden.

 

Welche Vorteile sehen Sie in der Partnerschaft mit dem IT-Cluster?

Unser Ziel für 2020 ist ganz klar: Wir wollen in Oberösterreich starke Kontakte knüpfen und in der Folge einen Standort hier eröffnen. Die Wirtschaftskraft dieses Bundeslandes ist hervorragend, sehr viele Unternehmen haben in Oberösterreich ihren Sitz. Der IT-Cluster unterstützt uns mit einem großen Netzwerk, entwickelt mit uns Strategien und steht mit Rat und Tat zur Seite. Wir sind zuversichtlich, dass wir dadurch neue Partnerunternehmen finden und sie mit unseren Dienstleistungen überzeugen können.

 

www.afb-group.at


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