Digitaler Gewürzanbau mit Drohnen: Ökologisch und ökonomisch

Drohne
Mithilfe von Drohnen wird der Gewürzanbau effizienter, umweltschonender und nachhaltiger © Schneiderbauer
Claudia Probst, Professorin für Agrartechnologie und -management an der Fachhochschule Oberösterreich, Campus Wels © FH OÖ
Claudia Probst, Professorin für Agrartechnologie und -management an der Fachhochschule Oberösterreich, Campus Wels © FH OÖ
Die Geschwister Stefan und Karin Schneiderbauer
Die Geschwister Stefan und Karin Schneiderbauer © Schneiderbauer
DI Heidrun Hochreiter - Cluster-Managerin Lebensmittel-Cluster Business Upper Austria -  die Standortagentur des Landes Oberösterreich
Heidrun Hochreiter, Managerin Lebensmittel-Cluster, Business Upper Austria © Business Upper Austria
Die Geschwister Schneiderbauer bauen im Innviertel Gewürze, u. a. Kümmel, an
Die Geschwister Schneiderbauer bauen im Innviertel Gewürze, u. a. Kümmel, an © Schneiderbauer
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18.10.2024

Das Forschungsprojekt DIGIHERB im Lebensmittel-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria hat erstmals den Drohneneinsatz beim Anbau von Blaumohn und Kümmel erforscht. Aufgrund der äußerst positiven Ergebnisse planen die Projektpartner bereits ein Nachfolgeprojekt. Denn das Pilotprojekt hat gezeigt: Der Einsatz von Drohnen im Gewürzanbau spart Kosten und CO2-Emissionen und steigert die Anbaueffizienz.

Das Projektteam hat die Möglichkeiten des Drohneneinsatzes beim Gewürzanbau auf den Feldern der Schneiderbauer Gewürze GmbH in Lambrechten im Innviertel getestet. Drohnen und Software stammen vom Ingenieurbüro für digitale Landwirtschaft Blickwinkel – digital service aus Kirchdorf am Inn. Im Fokus standen Aussaat, Überwachung der Pflanzenentwicklung, Düngung und Unkrautbekämpfung. In einigen Bereichen der Land- und Forstwirtschaft hat sich der Drohneneinsatz bereits bewährt: Er schont den Boden, spart Kosten und CO2.


Saatgut in Pillenform

Das Projekt DIGIHERB testete, wie Mohnsaatgut aufbereitet werden muss, damit beim Aussäen mit Drohne die Keimfähigkeit erhalten bleibt. Dafür wurde das Saatgut pilliert, also in Pillenform gebracht.

„Die händische Pillierung erzielte keine brauchbaren Ergebnisse. Der Tellermischer hingegen führte zu positiven Ergebnissen. Die Rezeptur wird hier ausschlaggebend für den Erfolg sein“, sagt Claudia Probst, Professorin für Agrartechnologie und -management an der Fachhochschule Oberösterreich, Campus Wels.

Mithilfe des Tellermischers haben die Forschenden schließlich Größe, Gleichförmigkeit und Beständigkeit der Saatgutpillen verbessert. In einem aufwändigen Prozess haben die Geschwister Karin und Stefan Schneiderbauer die optimale Streubreite, die Fluggeschwindigkeit, die Flughöhe und die optimalen Streuparameter auf ihren Feldern analysiert. „Die ausgebrachten Samen haben wir überwacht und die Qualität der Keimung bewertet“, erklärt Karin Schneiderbauer.


Drohnen liefern bessere Bilder

Beim Kümmel ging es schließlich um das standortgerechte Düngen. Das Projektteam erstellte dafür Applikationskarten sowohl aus Satellitendaten als auch aus Drohnenbildern.

„Wir haben festgestellt, dass beide Technologien gleich gute Applikationskarten für die Stickstoffdüngung liefern“, betont Michael Treiblmeier von Blickwinkel – digital service. „Drohnen haben jedoch den Vorteil, dass sie auch bei einer Wolkendecke Bilder liefern, weil sie darunter fliegen können. Außerdem ist die räumliche Auflösung höher, daher sind Krankheiten und Unkraut besser zu erkennen.“


Ausgezeichnete Masterarbeit

Julian Heidlmayer arbeitete an diesem Thema in seiner Masterarbeit an der Fachhochschule Oberösterreich, Campus Steyr im Studiengang Agrarmanagement und -innovationen. Er kam zu dem Schluss, dass Remote Sensing Instrumente wie Satelliten und Drohnen ein effizienteres Ausbringen von Stickstoffdünger bewirken, indem sie variable, standortspezifische Düngung durch das Berechnen von Pflanzenparametern wie dem NDVI ermöglichen. Für seine Forschung an praxisnahen Lösungen für effizientere Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft wurde Heidlmayer mit dem Chimney-Award ausgezeichnet.


Pflanzenschutzmittel deutlich eingespart

Ebenfalls im Kümmelanbau wurden komplexe Verfahren und verschiedene Sensoren zur Identifikation von Unkraut getestet.

„Die Entwicklung der Kultur und des Unkrauts schwankt natürlich stark, daher sind die gewonnen Rohdaten sehr heterogen“, erklärt Stefan Schneiderbauer. „Die Kümmelpflanzen entwickeln sich von Schlag zu Schlag, von Betrieb zu Betrieb und auch von Standort zu Standort unterschiedlich.“

Das mache das Anpassen des Verfahrens an die Bedürfnisse des Anwenders aufwändig.

„Dafür haben wir ein Einsparpotenzial bei Pflanzenschutzmitteln von 40 bis 80 Prozent ermittelt. Das rechtfertigt die Analysekosten und macht diese somit auch wirtschaftlich“, ergänzt Schneiderbauer.


Effizient und umweltfreundlich

Seine Schwester Karin betont: „Durch das gezielte Düngen im Projekt haben wir Überdüngung vermieden und die einzelnen Feldzonen optimaler mit Nährstoffen versorgen können. Wir haben die Anbaueffizienz gesteigert, Kosten und CO2-Emissionen gesenkt. Das passt genau zu unserer Kernphilosophie: gesunder Boden, schonende Ernte und gentechnikfreie Pflanzen.“


Ausweitung auf weitere Pflanzen

Aufgrund der positiven Ergebnisse wollen die Schneiderbauer Gewürze GmbH und Blickwinkel – digital service an der Thematik gemeinsam weiterarbeiten.

„Wir möchten die Versuche auf andere Gewürzpflanzen wie Koriander, Leinsamen, Anis oder Fenchel ausweiten“, sagt Stefan Schneiderbauer.

„Außerdem wollen wir die maximale Traglast der Drohnen erhöhen, um größere Flächen bearbeiten zu können“, ergänzt Treiblmeier.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Überwachung der Pflanzen nach der Aussaat, um Krankheiten, Schädlinge und Nährstoffmangel frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

„Das soll das Potenzial der Drohnentechnologie weiter ausschöpfen und sicherstellen, dass sie praxisnah, wirtschaftlich und nachhaltig ist“, sagt Heidrun Hochreiter, Managerin des Lebensmittel-Clusters.


DIGIHERB – Digitalisierung im Gewürzanbau

Projektpartner:

Projektlaufzeit: 15. Februar 2023 bis 31. August 2024


Dieses Projekt wurde aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 vom Land OÖ gefördert.