14.09.2023
Forschung trifft auf Anwendung. IT-Lösungsanbieter treffen auf Unternehmen aller Branchen, die mitten in der digitalen Transformation stecken. Mit diesem Konzept ist am 12. September das Digital Transformation Forum der oö. Standortagentur Business Upper Austria über die Bühne des Ursulinensaals in Linz gegangen.
Rund 260 Teilnehmer:innen nutzten die Gelegenheit, aktuelle Entwicklungen in den Bereichen IT-Sicherheit, Business-Software, GreenIT, No-Code-Entwicklung und industrielle Datenverarbeitung zu erkunden. Vortragende von Banner Batterien, Engel Austria, SIWA Online GmbH, Bernegger GmbH, ARA Plus und Beckhoff Automation sowie der Forschungseinrichtungen Software Competence Center Hagenberg und Fachhochschule OÖ gaben dabei tiefe Einblicke in Praxisbeispiele: Vom smarten Container im Baugewerbe über optimierte Produktionsplanung bis zur KI-gestützten Kunststoffsortieranlage.
Stefan Wagner (FH OÖ Campus Hagenberg) und Reinhard Bauer (Banner GmbH) stellten Ansätze vor, wie moderne Produktions- und Logistiksysteme durch smarte Optimierungsalgorithmen unterstützt gesteuert werden können. Wie aktuelle Forschungsprojekte zeigen, kann mithilfe solcher Algorithmen beispielweise auch der Energieverbrauch optimiert werden.
Ebenfalls mit Optimierung, aber in einem anderen Umfeld, beschäftigen sich Jürgen Secklehner (ARA Plus) und Patrik Sturmberger (Bernegger GmbH): Nächste Jahr geht in Enns Europas modernste Kunststoffsortieranlage in Betrieb. Bei der vollautomatischen und sortenreinen Trennung von 24 verschiedenen Kunststofffraktionen kommt nicht nur modernste Sensorik, sondern auch künstliche Intelligenz zum Einsatz.
Mit einem Anwendungsfall aus dem Maschinen- und Anlagenbau konnten Lukas Weingartner (Engel Austria) Rudolf Ramler (Software Competence Center Hagenberg) und Eva Breuer (Mechatronik-Cluster) aufwarten. Eine zentrale Herausforderung ist dort der Umgang mit individuellen Kundenanforderungen, die trotzdem zu konkurrenzfähigen Kosten umgesetzt werden müssen. Moderne Ansätze wie Model-based Systems Engineering können in Verbindung mit leistungsfähigen IT-Architekturen die Bereichs- und Disziplinen-übergreifende Zusammenarbeit unterstützen. In einem Kooperationsprojekt mit acht Unternehmen – vom Leitbetrieb bis zum KMU – und sechs Forschungseinrichtungen aus unterschiedlichen Disziplinen wird an einem technologischen Rahmenwerk für solch einen Digital Thread gearbeitet.
„Die Beispiele zeigen, dass die digitale Transformation nicht nur als technologische Entwicklung betrachtet werden darf. Ganzheitlich gedacht, als übergreifender Ansatz, hat sie das Potenzial, Innovation und Nachhaltigkeit zu unterstützen“, betonen die beiden Organisatoren, Sonja Mündl (Leiterin des Softwareparks Hagenberg) und Frederic Hadjari (Manager IT-Cluster). „Wir wollen branchenübergreifender werden und Kooperationen eingehen. Das Digital Transformation Forum ist ein Prototyp, wie er in Zukunft in der Standortagentur weitergelebt wird. Es sind fünf Cluster mit Lösungen dabei. Wir müssen weiter mutig daran arbeiten und sind stolz, dass wir ein wichtiger Motor der Digitalen Transformation sind.“ Netzwerken müsse täglich gelebt werden. „Das machen wir seit 30 Jahren im Softwarepark Hagenberg. Wissen wird ausgetauscht – von der Grundlagenforschung bis zur Umsetzung.“
Ganz im Sinn dieses umfassenden Verständnisses von digitaler Transformation wurden in mehreren Workshops noch Themen vertieft: die NIS 2-Richtlinie wurde dabei ebenso beleuchtet wie Anwendungen von Business Software und der Arbeitsmarkt.
Im Rahmen des Digital Transformation Forum feierte der IT-Cluster auch sein 10-jähriges Bestehen. „Er ist seit dem Start ein Multiplikator für die Vernetzung der IT-Branche selbst und für den Transfer in andere Wirtschaftsbereiche hinein. Eine lange Liste an umgesetzten Kooperationsprojekten zeigt, wie wichtig so ein Netzwerk für den Standort ist“, betonte Oberösterreichs Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner.
Auch Digital-Staatssekretär Florian Tursky kam zum Forum nach Linz und sprach über die Wahrnehmung der Digitalisierung in der Gesellschaft: „Digitalisierung findet weltweit statt. Es ist ein Wettlauf der Regionen und je nachdem, wie Regionen aufgestellt sind, wird sich entscheiden, ob sie künftig noch wettbewerbsfähig sind.“
Der letzte Vortrag des Tages zeigte, wie sehr sich Zielstrebigkeit, Motivation und Leidenschaft lohnen können. Thomas Arnitz, Gründer und Geschäftsführer der Ligaportal GmbH, sprach über den Werdegang der viertgrößten App Österreichs, die siebenstellige Umsätze generiert. Das Portal mit 80 Millionen Zugriffen im Monat und einer Million Downloads verdeutlicht, wie Digitale Transformation bestehende Bräuche auf den Kopf stellen kann. „Letzte Woche wurden auf unserer App 86 Prozent aller Spiele getickert. So eine Quote gibt es weltweit auf keinem Portal. Seit diesem Jahr experimentieren wir auch mit Künstlicher Intelligenz. Die Zeit, die wir für Spielberichte benötigen, hat sich dadurch von ca. 60 Minuten auf wenige Sekunden reduziert.“